Das Artensterben nimmt apokalyptische Ausmaße an

Die Folgen der Artenverluste sind absolut unkalkulierbar und nicht zuletzt darum absolut angsteinflößend. Ökosysteme haben sogenannte Kipppunkte, an denen plötzliche, unumkehrbare Prozesse auftreten können. Sind diese überschritten, kann der Ursprungszustand des Ökosystems eigentlich nicht mehr (oder nur mit hohem Aufwand) wiederhergestellt werden.

 

Definition von Artensterben

  • Artensterben bedeutet das unwiederbringliche Verschwinden ganzer Art-Familien. Sie gelten als „ausgestorben“, wenn das letzte Individuum der Art gestorben ist.
  • Der Artenschwund beginnt, wenn der Bestand mit jeder Generation kleiner wird. Hält der Populationsrückgang dauerhaft an, führt er langfristig zum Aussterben.
  • Schon immer sind Arten ausgestorben. Der Unterschied heute, im Vergleich zu früher, ist die rasante Geschwindigkeit, mit der wir heute Artenvielfalt verlieren.

Das aktuelle Artensterben hat eine Dimension erreicht, die einige von einer „Artenkrise“ sprechen lässt.

Einige Experten sprechen aufgrund der alarmierenden Zahlen bereits vom „6. Massenaussterben“ Nur zum besseren Verständnis: das „5. Massenaussterben“ war das Ende der Dinosaurier.

Wir stecken also in vielerlei Hinsicht gerade in der Krise – wohl einer der größten der größten der menschlichen Geschichte.

Dazu möchten wir zunächst einiges erklären.

 

Wo liegt eigentlich der Zusammenhang zwischen Artensterben und Klimakrise insgesamt?

Auf der Weltnaturschutzkonferenz COP15, die vom 7. bis 19. Dezember 2022 in Montreal stattfand, drehte sich alles um den Schutz der globalen Biodiversität. Denn die ist in höchster Gefahr, wenn Millionen von Arten in den kommenden Jahrzehnten für immer verschwinden.

 

Fakten und Zahlen

  • Artensterben geschieht im Minutentakt. Schätzungen zufolge sterben täglich 130 bis 150 Arten.
  • laut Deutscher Akademie der Naturforscher Leopoldina, ist die aktuelle Aussterberate um mehrere Hundertmal größer ist als die natürliche.
  • der internationale Biodiversitätsrat IPBES schätzt, dass wir bis 2030 von den geschätzten acht Millionen Pflanzen-, Tier- und Pilzarten fast eine Million verlieren werden – wenn wir nichts dagegen tun.
  • Im Tierreich sind vor allem Säugetiere bedroht: Laut International Union for the Conservation of Nature (ICUN) ist jede vierte Säugetierart auf dem Land und jede dritte im Wasser vom Aussterben bedroht (Cordis).
  • Vom Artensterben sind aber nicht nur Tiere, sondern auch Pflanzen und Pilze betroffen. So ist die Größe der weltweiten Waldfläche auf 68 Prozent der Größe geschrumpft, die die Wälder der Erde noch im vorindustriellen Zeitalter hatten. Mit der abnehmenden Waldfläche sinkt auch die Artenvielfalt aus Ermangelung an Lebensraum.
  • Besonders betroffen sind Feuchtgebiete wie Küsten, Moore, Sümpfe. In den vergangenen 300 Jahren sind weltweit 85 Prozent aller Feuchtgebiete inklusive ihrer jeweils komplexen Ökosysteme mit ihrem hohen Artenreichtum verschwunden.

 

Und was hat das mit uns zu tun?

Alle Tier-, Pflanzen- und Pilzarten interagieren miteinander und weben ein dichtes Netz des Lebens. Ist ein Ökosystem gesund und stabil, stellt das Zerreißen einzelner Fäden dieses Netzes kein Problem dar. Das Sinken der Biodiversität macht es allerdings zunehmend instabil.

Die schwerwiegenden Folgen für uns:

Das Artensterben gefährdet auch die sogenannten Ökosystemdienstleistungen, auf die wir angewiesen sind.

  • Atemluft und Trinkwasser haben wir, weil die Ökosysteme sie zur Verfügung stellen.
  • Gärten und Äcker sind ohne die Einbettung in Ökosysteme nicht lebensfähig. Bestäuber wie Bienen, Wespen, Schmetterlinge und anderen Insekten sind unerlässlich.
  • Knapp zwei Milliarden Menschen decken ihren primären Energiebedarf mit Brennholz, sind also auf Wald und Bäume angewiesen.
  • Als Basis vieler Medikamente werden Heilpflanzen gebraucht. So sind etwa 70 Prozent der gegen Krebs eingesetzten Medikamente natürliche oder synthetisierte Produkte aus der Natur.

 

pro.earth-Fazit:

Dem ist nicht viel hinzuzufügen. Es liegt auf der Hand – wir zerstören mit den Ökosystemen (deren komplexe Zusammenhänge sehr weitreichend sind) unsere elementarsten Lebensgrundlagen und sägen damit den Ast ab, auf dem wir sitzen. Es muss schnell und intensiv gehandelt werden! 💚

 

Weiterführende Artikel:

https://news.pro.earth/2022/12/19/es-ist-vollbracht-das-neue-artenschutzabkommen/