#BareMinimumMonday oder sich sonntags bereits auf Montag freuen

Heute hat sich das Thema „Schöne neue Arbeitswelt“ bereits seit der Früh angebahnt. So ging es in Radio Ö1 um die Generation „Z“, denen eine gelungene Work-Life-Balance lieber ist als das große Geld und die gerne auch vom Home-Office aus arbeiten. Und dann lese ich erstmals von der Idee des Bare Minimum Mondays einer Start-Up Gründerin namens Marisa Jo Mayes, die diesen Begriff auf TikTok so populär machte, dass viele Medien in den letzten Tagen darüber schrieben. Sie hat für sich eine Methode gefunden, die Arbeitswoche moderat und ohne Druck zu beginnen, indem sie am Montag Vormittag Dinge tut, die ihr Spaß und Freude bereiten. Erst zu Mittag widmet sie sich der Arbeit, und zwar nur den allerwichtigsten To-Dos im Ausmaß von rund zwei Stunden.

 

Focus Online beschreibt das Phänomen wie folgt: „Der Bare Minimum Monday soll dabei helfen, Burnout vorzubeugen und den sogenannten Sunday Scaries entgegenwirken; also der schlechten Laune, die am Sonntag entsteht, wenn man an den Berg an Arbeit denkt, der am Montag auf einen wartet.“

 

Das Konzept wurde in den Medien vielfach kritisiert, weil es für einige Berufsgruppen nicht umsetzbar sei, auch an so manchem Vorgesetzten scheitere und seine positiven Effekte erst durch Forschung belegt werden müssen.

 

Meiner Ansicht nach entspricht diese Methode ganz dem Zeitgeist, sich dem immer stärker werdenden Druck in unserer Welt, und ganz besonders unserer Arbeitswelt, zu entziehen. Aus gesundheitlichen Gründen,  wie bei Mayes, die an einem Burnout litt, oder aber auch, weil wir mehr vom Leben wollen, als andauernd unter Stress zu stehen.

 

Die ständige Verfügbarkeit, das Überallhinmitnehmen der Arbeit durch die Verfügbarkeit der Daten und der Kommunikation, die steigenden Anforderungen an den/die einzelne*n Mitarbeiter*in, drohende Kündigung, drohende Krankheit wegen Überforderung, steigende Kosten bei gleichem oder real gesehen sogar sinkendem Lohn, der zweite und dritte Job. Wieviele Menschen wurden zu neuen Selbständigen, weil kein Job sie mehr wollte. Viele stehen massiv unter Druck. Viele auch unter existentiellem. Wie sollen sie morgen über die Runden kommen? Der Druck steigt. Enorm.

 

Und manche schaffen den Ausstieg, freiwillig oder aufgrund äußerer Umstände, ohne finanziell zugrunde zu gehen. Der #BareMinimumMonday sysmbolisiert für mich diesen Ausstieg aus dem Hamsterrad. Zumindest zeitweilig. Und natürlich funktioniert das nicht überall. Aber je mehr dieser Ideen und Methoden der Selbstachtung im Umlauf sind, desto mehr werden auch Firmen darüber nachdenken. Und je weniger Menschen für eine Firma aufgrund der Bedingungen arbeiten wollen, desto eher muss (oder sollte) sich diese etwas überlegen.

 

Ich habe die Kritik an Mayes Methode nicht verstanden, denn es geht ja nicht um ein für alle Berufsfelder einzuführendes Prinzip, sondern um eine Frau, die auf TikTok über ihren Weg aus dem Burnout spricht. Und dies kann man als Inspiration nehmen. Als eine Möglichkeit, den Druck abzuwehren. Wir als Gesellschaft können dies zum Anlass nehmen, um laut über die großen Problemkreise unserer Arbeitsrealitäten zu sprechen. Wie dem eklatanten Personalmangel im Gesundheits- und Pflegesystem, dem Fachkräftemangel, der rasanten Zunahme psychischer Erkrankungen bei Berufstätigen in den letzten Jahren und so weiter und so fort. Und neue Wege zu finden. #BareMinimumMonday