Wenn der Bock zum Gärtner wird

Ende 2023 findet die COP28, die weltweite Klimakonferenz in den Vereinigten Arabischen Emiraten statt. Momentan laufen dazu gerade die wichtigen, richtungsweisenden Vorverhandlungen in Bonn. Skandalöser Weise wurde der CEO Abu Dhabis staatlicher Ölfirma (die zur Zeit der 12. größte Öl-Konzern der Welt ist) zum Präsidenten der COP28 erkoren. In seiner Rolle als CEO hat er  bekannt gegeben, dass die Ölfirma ihre Ölförderung in den kommenden Jahren um 7,6 Millionen Barrel steigern wird. Wie passend in Zeiten wie diesen!

 

Der GUARDIAN hat aufgedeckt, dass Abu Dhabis staatliche Ölfirma bei Emails an das COP28-Präsidium mitlas und schreibt dazu weiter: „Al Jabers Doppelrolle hat heftige Kritik hervorgerufen, unter anderem von der ehemaligen UN-Klimachefin Christiana Figueres, die seinen Ansatz als „gefährlich“ bezeichnete.“ Es sei skandalös und setze die Verhandlungen massiv unter Druck der fossilen Lobby, die Ölförderungen so lange als möglich aufrechtzuerhalten und konterkarriere damit die weltweiten Klimabewegungen, den Ausstieg asap zu schaffen.

Die französische Europaabgeordnete Manon Aubry meinte zu seiner Rolle: „Dies ist ein absoluter Skandal. Ein Öl- und Gasunternehmen ist in das Herz der Organisation eingedrungen, die für die Koordinierung des Ausstiegs aus der Öl- und Gasförderung zuständig ist. Das ist so, als ob ein multinationaler Tabakkonzern die interne Arbeit der Weltgesundheitsorganisation beaufsichtigen würde.“ Einen besseren Vergleich werden wir nicht finden!

Daher forderten mehr als 130 politische Vertreter*innen aus Europa und den USA bereits im Mai die Absetzung Al Jabers als COP28-Präsidenten in einem offenen Brief an Präsident Biden, EU-Ratspräsidentin Van der Leyen und UN-Generalsekretär Guterres. In dem Schreiben heißt es, dass diese Präsidentschaft die Verhandlungen untergraben könnte und warnt vor einem möglichen Einfluss der Öl-Industrie auf die Verhandlungen der Klimakonferenz.

 

Die Vorverhandlungen in Bonn
Bei den zweiwöchigen Verhandlungen in Bonn kommen Delegierte aus aller Welt zu Diskussionen und Vorträgen zusammen, um die drängendsten Probleme zu identifizieren und Entscheidungen vorzubereiten. David Ryfisch, Leiter des Bereichs Internationale Klimapolitik der Umwelt- und Entwicklungsorganisation Germanwatch, sieht vor allem zwei Knackpunkte:
„Alles deutet darauf hin, dass die Vereinigten Arabischen Emirate als kommende Präsidentschaft der Weltklimakonferenz versuchen werden, ihre Agenda zur Verlängerung des Zeitalters von Öl und Gas massiv voranzutreiben. Zugleich war schon der vergangene Klimagipfel über lange Zeit von einer Spaltung zwischen Globalem Norden und Süden geprägt, die wir uns nicht leisten können. Wir brauchen eine Allianz progressiver Staaten, die in Bonn die Grundlage für eine Weltklimakonferenz legt, in der sich falsche Versprechen zur Verlängerung fossiler Energiegewinnung nicht durchsetzen.“

„Wir brauchen einen schnellen und gerechten Ausstieg aus fossilen Energien, um die schlimmsten Schäden und Verluste zu s vermeiden, um den Interessenskonflikt auf Klimakonferenzen zu beenden“, schreibt die Klimadelegation auf Instagram – hier geht es zu dem sehens- und hörenswerten dazugehörigen Reel.

 

Erstmals globale Bestandsaufnahme
Insbesondere geht es diesmal um die erstmalig stattfindende globale Bestandsaufnahme („global stocktake“), die überprüfen soll, wo die Welt beim Klimaschutz steht. „Die globale Bestandsaufnahme ist Kernstück des Pariser Abkommens. Wichtig ist, dass nicht nur zurückgeschaut wird, sondern klare Empfehlungen für den weiteren Weg zum Erreichen der Ziele formuliert werden“, erklärte Kerstin Opfer, Referentin für Energiepolitik und Zivilgesellschaft bei Germanwatch.
„Für viele Menschen in der ganzen Welt ist es eine Überlebensfrage, dass wir die Erwärmung unseres Planeten auf 1,5 Grad begrenzen“, sagte UN-Klima-Chef Simon Stiell in Bonn. Die globale Bestandsaufnahme biete die Chance, die wichtigen Veränderungen mit neuem Elan und klarer Perspektive anzugehen.

 

Unser pro.earth.Fazit: Wir sehen die Verhandlungen eher pessimistisch, denn es fehlen die entsprechenden Handlungen, die dazu führen, dass das Pariser 1,5-Grad-Ziel erreicht wird. Es ist klar, dass der globale Norden wesentlich mehr als die beanschlagten 100 Millionen USD jedes Jahr an die Länder des Südens zahlen muss und nicht einmal diese Summe wurde in den letzten Jahren erreicht. Wie sollen wir unter den oben genannten Voraussetzungen den fossilen Ausstieg schaffen?