Dieser Sommer hat uns allen gezeigt, was Klimakrise bedeutet

Diesen Sommer setzte der Klimawandel allen extrem zu

Das Jahr 2022 war geprägt durch Extremwetterperioden rund um den Globus. Gerade der Sommer hatte es in sich: Allzeitrekordtemperaturwerte, Starkregen mit Überschwemmungen, anhaltende Trockenheitsperioden begleitet von Dürre, Missernten und niedrigsten Pegelständen bei Flüssen und Seen sowie Waldbränden, verheerende Wirbelstürme auch in Europa.

 

Omar Baddour, Leiter der Abteilung Climate Monitoring bei der Weltwetterorganisation (WMO) in Genf meint: „Dass diese Kombination auftritt, kann passieren, aber das Ausmaß ist eindrücklich und scheint sehr ungewöhnlich zu sein. Fast ein Drittel der nördlichen Hemisphäre war betroffen. Es hat schon immer Wetterextreme gegeben. Aber klar ist, dass sie durch den Klimawandel häufiger und in der Intensität stärker werden.“

Die Zahl der Todesopfer war dramatisch hoch und soll weiter drastisch ansteigen und bis Ende des Jahrhunderts genauso hoch wie die Zahl der Krebstoten sein, so ein Bericht von Rotem Kreuz und UNO.

Folgende Regionen waren besonders stark betroffen:

In West-Zentraleuropa gab es Allzeitrekordtemperaturen, langanhaltende Trockenheitsperioden, mancherorts mit Starkregen durch Unwetterfronten, der zu Überschwemmungen und großen Schäden führte, außergewöhnlich viele Waldbrände und erhöhte Sturmgefahr. Durch die niedrigen Wasserstände und den hohen Austrocknungsgrad der Böden litt die Landwirtschaft am meisten, aber auch die Schifffahrt und Energieproduktion. Frankreich, Portugal, Spanien und Italien erlebten Rekord-Dürren. Vielerorts wurde die Wassernutzung stark reguliert bzw. eingeschränkt.

In Österreich wurde der Osten von Rekordtemperaturen und langanhaltender Trockenheit heimgesucht. Im Süden und Westen gab es ungewöhnlich viele Waldbrände und Starkregenereignisse wie Unwetterfronten mit Sturmböen, die u.a. zu Murenabgängen und Überschwemmungen führten.

Deutschland erlebte ebenfalls Rekordhöchsttemperaturen, massive Trockenheit in bestimmten Gebieten und andernorts zu hohe Wassermengen aufgrund von Unwetterfronten. Wie viele andere europäische Flüsse auch, erlebte der Rhein seinen historischen Niedrigststand.

Die Sahelzone in Afrika von Dschibuti bis zum Senegal erlebte eine ungewöhnlich langanhaltende Dürreperiode, die rund 350 Millionen Menschen, also umgerechnet ein Viertel der Bevölkerung, an Hunger leiden lässt, so das Internationale Komitee vom Roten Kreuz. Nigeria hingegen wurde von Starkregen und einhergehenden Überschwemmungen heimgesucht.

 

China litt unter einer nie dagewesenen Trockenheit, die neben Dürren und großflächigen Missernten auch zu Stromausfällen führte. Ganze Seen trockneten aus, mancherorts kamen lange verborgene Schätze ans Tageslicht. Ein genauer Beobachter extremer Wetterereignisse, der Wetterhistoriker Maximiliano Herrera berichtete dem „New Scientist“: „Es gibt nichts in der klimatischen Geschichte der Welt, das auch nur annähernd vergleichbar ist mit dem, was in China passiert.“

Nordamerika: Die Hälfte der US-Bürger litt ebenfalls unter der langanhaltenden Trockenheit und Dürre. Flüsse und Seen erreichten Rekordniedrigstände, wie zum Beispiel der große Salzsee in Utah oder auch der Colorado-River. Die Wassernutzung wurde vielfach stark eingeschränkt. Auch Teile Mexikos waren betroffen.

 

Ebenfalls stark betroffen waren Nordindien und Südpakistan: Dem extrem warmen Frühjahr mit Hitzerekorden im Mai folgten verheerende Überschwemmungen, bei denen Millionen Menschen alles verloren und rund 700.000 Tiere laut WMO verendeten. Pakistan verzeichnete in den Sommermonaten eine Verdreifachung der durchschnittlichen Regenmenge.

 

Wie groß war der Einfluss des Klimawandels auf diese Wettereignisse? Mithilfe von dem recht jungen Forschungsgebiet der Attributionsforschung versuchen Wissenschaftler herauszufinden, ob einzelne Wetterereignisse dem Klimawandel anzurechnen sind. Ein Team der ETH Zürich im Rahmen der World Weather Attribution Group analysierte anhand verschiedener komplexer Klimamodelle Niederschläge, Temperaturen und Wetterlagen der Sommermonate seit 1850 und erstellte daraus eine Attributionsanalyse.

Das Team um Dominik Schumacher kommt zu dem Schluss, dass dieser Extremsommer ohne dem Klimawandel nicht stattgefunden hätte, weil die Durchschnittstemperatur um 4 Grad kühler wäre. Für West- und Zentraleuropa errechneten sie, dass der Klimawandel die landwirtschaftliche und ökologische Dürre 2022 etwa drei- bis viermal wahrscheinlicher gemacht hat, die Austrocknung der oberen Bodenschicht ist fünf- bis sechsmal wahrscheinlicher geworden.

Weiters kommt Schumacher und sein Team zu dem Schluss, dass sich diese Extremwetterereignisse nun rund alle 20 Jahre wiederholen könnten, im Gegensatz zu alle 400 Jahre ohne Klimawandel. (https://www.scinexx.de/news/geowissen/extremsommer-2022-ohne-klimawandel-praktisch-unmoeglich/)

Die überdurchschnittlich hohe Erwärmung der Polkappenregion hat zu einer Veränderung der weltweiten Luftzirkulationsströme geführt, so Omar Baddour, was in langanhaltend gleichbleibenden Wettersituationen wie der Trockenperiode diesen Sommer in Europa resultiert.