So klimaschädlich ist die Tourismusbranche

Die Tourimusbranche gehört weltweit zu den wichtigsten Wirtschaftsfaktoren und gleichzeitig zu den großen Klimasündern. Laut UN World Tourism Organisation (UNWTO) werden die CO2-Emissionen im Tourismus bis 2035 um 25 % ansteigen, statt – wie so dringend notwendig – zu fallen und 5,3% aller weltweiten CO2-Emissionen ausmachen.

 

Aufteilung der CO2-Emissionen

Der Großteil (ca. 75%) der entstehenden Emissionen sind auf den Transport zu und von den Urlaubszielen zurückzuführen, ca. 20 % auf die Beherbergungsbetriebe und der kleine Rest dann auf die Aktivitäten vor Ort.

Der CO2-Ausstoß ist von zwei wesentlichen Faktoren abhängig: der Entfernung des Reiseziels und des Wahl des Transportmittels

Das wichtigste Transportmittel ist das Flugzeug, das auch den Großteil der Emissionen verursacht, gefolgt vom Auto. Die Plattform atmosfair hat anhand eines Beispiels den Verbrauch einer vierköpfigen Familie, die sieben Tage verreist, nach Urlaubsart ausgerechnet und dabei folgende Reihung nach  Emissionen getroffen: Am schädlichsten ist eine Kreuzfahrt in Übersee, gefolgt von einer Fernreise mit dem Flugzeug. Am klimaschonendsten ist ein Urlaub im eigenen Land.

Die durchschnittlich zwei Flugreisen, die eine Person pro Jahr macht, sind genauso klimaschädlich wie sämtliche Autofahrten im gleichen Zeitraum.

Diese transportbezogenen Emissionen sollen laut UNWTO-Report bis 2035 (gemessen ab 2016) stark steigen, und zwar um 45%. Die UNWTO hat eine eigene Plattform für die Erreichung der 2030 SDGs (Sustainable Development Goals) eingerichtet, die dabei helfen soll, die Tourismus-Branche nachhaltiger zu machen und die Nachhaltigkeitsziele der UN-Agenda 2030 zu erreichen.

Wollen wir also bewusst ökologisch reisen, kommen wir um eine alternative Anreise mit Bus oder Bahn nicht herum, was bei Fernreisen unmöglich ist. Hier muss man überlegen zu reduzieren, zu verzichten oder zu kompensieren.

 

Ein gutes Gewissen kaufen

Wer nicht auf das Fliegen verzichten kann oder will und/oder einen Beitrag zum Klimaschutz leisten möchte, kann die Emissionen mithilfe von Kompensationszahlungen ausgleichen. Inzwischen gibt es dafür zahlreiche Plattformen wie myclimate oder atmosfair. Eine Fernreise zum Beispiel nach Neuseeland würde Kompensationszahlungen über 300 Euro pro Person bedeuten, wozu kaum jemand bereit ist. Darüberhinaus besteht der Vorwurf des Greenwashings durch Kompensationszahlungen.

Manche Öko-Tourismusanbieter machen bei Wiederaufforstungsprojekten als Ausgleich für die Anreise per Flugzeug mit. Da muss man genau hinsehen, wie effektiv dieses Engagement ist. Das Thema Kompensation ist recht komplex und vielschichtig.

 

Vergleichbarkeit von Reisen ermöglichen

Diesen Oktober wurde der Verein KlimaLink von insgesamt 22 Gründungsmitgliedern aus dem D-A-CH-Raum gegründet, darunter die jeweiligen nationalen Reiseverbände, Futouris und auch myclimate mit dem Ziel Emissionsdaten auf Basis eines einheitlichen CO₂-Berechnungsstandards digital bereitzustellen. Die Emissionsdaten für alle relevanten Reisebestandteile wie Flug, Hotel, Kreuzfahrt, Zug, Bus oder Auto sollen damit eine Vergleichbarkeit verschiedener Reisevarianten auf CO2-Basis ermöglichen. Ab 2024 soll die Plattform den Kunden zur Verfügung stehen.

 

Unser.pro.earth.fazit:

Dies bedeutet, klimaneutral zu reisen ist ein Ding der Unmöglichkeit. Wollen wir klimabewusst reisen, sind für uns gewisse Reiseziele nicht mehr oder nur mit enormem finanziellen und zeitlichen Mehraufwand erreichbar. Auch die Anzahl der Reisen müsste reduziert werden. Und zwar weltweit. Ganz gegen den Post-Pandemie-Trend wieder oft und weit zu verreisen. Inwieweit sind wir Konsumenten von heute dazu bereit?

 

Links:

UNWTO

Tourism for SDGs

Umweltbundesamt