Bodenversiegelung – eines der ganz großen Umweltprobleme

Wir verbrauchen viel zu viel Boden. Österreich nimmt traurigerweise in der EU den ersten Platz beim Flächenversiegeln ein. Eine Fläche gilt dann als versiegelt, wenn der Boden mit einer wasser- und luftundurchlässigen Schicht, wie Beton oder Asphalt, bedeckt wird und dadurch das Bodenleben abstirbt. Die daraus resultierenden Probleme sind vielfältig.

 

„Versiegelung bedeutet daher den dauerhaften Verlust biologisch produktiven Bodens für Siedlungs- und Verkehrszwecke, aber auch für intensive Erholungsnutzungen, Deponien, Abbauflächen, Betriebsanlagen und ähnliche Intensivnutzungen“, schreibt das deutsche Umweltbundesamt.

 

Faktencheck

Statistisch gesehen haben wir am 21.März 2023 das offizielle „Nachhaltigkeitsziel“ von maximal 2,5 Hektar Bodenverbrauch pro Tag für das gesamte Jahr 2023 bereits überschritten, schreibt WWF Österreich.

Wir liegen momentan bei 12,9 Hektar Bodenverbrauch pro Tag, das entspricht rund 20 Fußballfeldern pro Tag. Damit überschreiten wir das Nachhaltigkeitsziel um mehr als das Vierfache und Österreich verliert 0,5% seiner Ackerflächen pro Jahr, fünfmal soviel wie in Deutschland.

Aber auch deutschlandweit nimmt die Siedlungs- und Verkehrsfläche pro Tag um 60 Hektar zu – das entspricht einer Größe von rund 100 Fußballfeldern.

 

Das Verhältnis zwischen Bevölkerungswachstum und Bodenversiegelung in Österreich ist wie folgt:

  • Einwohnerzuwachs: 10 %
  • Neuversiegelung: 24 %

und zeigt ebenfalls unseren übermäßigen Appetit auf Boden, der leider in den letzten Jahren viel zu wenig abgenommen hat.

 

Die großen Problemfelder sind dabei zum einen

  • die Zersiedelung (zB Siedlungen, Gewerbeparks)
  • der Straßenbau (zB Autobahnen)
  • Großprojekte in Freiräumen (zB Schigebiete oder Wasserkraftwerke)

Die Fläche der Shopping-Center hat sich in Österreich seit dem Jahr 2000 mehr als verdoppelt und mit 1,66 Quadratmetern Verkaufsfläche pro Kopf sind wir gemeinsam mit Belgien Europameister. Und auch das Straßennetz hierzulande ist eines der dichtesten in ganz Europa.

 

Probleme durch die Bodenversiegelung

 

Fehlender Humusaufbau

Das Bodenleben stirbt durch die Versiegelung ab und kann daher die normalen Funktionen wie den Humusaufbau nicht erfüllen

 

Verlust der Wasseraufnahmefähigkeit

Auf einem Hektar offenen Boden kann 2.300m3 Wasser gespeichert werden. Wird der Boden versiegelt, fließt das Wasser von dieser Fläche ab, sammelt sich in Kellern udgl und führt zu Überschwemmungen. Die Starkregenereignisse  der letzten Zeit begünstigen diese.

 

Verlust der Anbauflächen

Je mehr ehemalige Ackerfläche wir bebauen, desto weniger Fläche bleibt den zukünftigen Generationen für den Anbau unserer Nahrung und gefährdet on the long run unsere Nahrungssicherheit

 

Fehlender Klimaspeicher

Der Boden ist zugleich der größte Co2-Speicher, ein Klimapuffer, der bei großer Hitze Feuchtigkeit verdunsten lässt und somit eine kühlende Funktion hat und im Winter Wärme speichert. Versiegelte Flächen heizen sich im Sommer wesentlich schneller auf als unversiegelte.

 

Verlust der Artenvielfalt

Durch die schrumpfenden Lebensräume sind immer mehr Tier- und Pflanzenarten bedroht. Laut WWF-Bodenreport 2021 sind österreichweit nur mehr 7% der Landesfläche als „sehr naturnah“ einzustufen. Die Zertrennung von Lebensräumen durch Straßen oder Zersiedelung führt ebenfalls zu Problemen wie mangelnde Wanderbewegungen der Tierpopulationen, damit verbundene fehlende genetische Durchscmischung und dem entstehen von sogenannten Inselpopulationen.

 

Weniger Lebensqualität

Laut einer Analyse des Umweltmediziners Hans-Peter Hutter hat die Bodenversiegelung auch zunehmend negative Auswirkungen auf die menschliche Gesundheit und Lebensqualität.

 

Fehlender Filter

Beim Versickern wird das Wasser bei funktionierendem Boden durch die verschiedenen Erdschichten von Schadstoffen gereinigt. Diese Funktion kann ein versiegelter Boden nicht erfüllen. Das wasser, das in Kanälen abfließt, kann ohne Aufbereitung nicht als Trinkwasser verwendet werden.

 

Unser pro.earth.Fazit: Die Geschwindigkeit, mit der wir unsere Landschaft zubetonieren, ist beängstigend. Dies können wir in unserem eigenen Umfeld täglich erstaunt und empört beobachten. Das Foto wurde auf einem ehemaligen Acker aufgenommen, der nun in eine Siedlung umgebaut wird, in unserer Gemeinde aufgenommen. Wenn man Immobilienmakler fragt, konnte man mit Bodenspekulation und Umwidmungen in den letzten Jahren das große Geld machen. Dieser Trend muss sofort gestoppt werden. Urgent! Man könnte glauben, dass wir unendliche Ressourcen zur Verfügung stehen haben, so wie momentan agiert wird.

Hier ein Beispiel aus unserer direkten Umgebung: Aus einem Acker und einer brachliegenden Wiese mit ein paar alten Bäumen (wie am ersten Bild) wurde das (zweites Bild)

Quellen:

Umweltbundesamt

WWF-Bodenreport 2021