Unser Bild rein triebgesteuerter Tiere wird durch neue Studien widerlegt

Neue Forschungen über die Intelligenz im Tierreich wirft unser herkömmliches Bild der rein triebgesteuerten Lebewesen völlig über den Haufen. Den Anspruch, dass nur wir ein Bewusstsein haben, müssen wir aufgeben und es ergeben sich dadurch ethische Fragen, denen wir uns stellen müssen.

 

Wie nähern sich Forscher*innen dem Thema?

„Dabei handelt es sich um Denkleistungen, die bei uns Menschen ohne Bewusstsein nicht möglich wären. Wenn wir diese auch bei Tieren finden, ist also wahrscheinlich Bewusstsein im Spiel“, erklärt Kognitionsforscher Ludwig Huber von der Veterinärmedizinischen Universität Wien. „Ich denke, wir stehen noch am Anfang zu verstehen, was die Prozesse sind, die für eine höhere Art von Denken, Bewusstsein und Rationalität eine Rolle spielen. Aber wir schreiten mit Einsichten aus der Neurobiologie und immer ausgeklügelteren Tests in der Verhaltensbiologie und Psychologie voran.“

In seinem Buch das „Sextett der tierischen Intelligenz“ beschreibt er Kategorien, um die Intelligenz einzelner Tierarten zu beschreiben. Dazu gehört

  • die Herstellung und Nutzung von Werkzeugen
  • Planung –  vorrauschauendes Handeln
  • Gedächtnis – sich in vergangene und zukünftige Situationen versetzen können
  • Metakognition – wissen, was man weiß und was nicht
  • Perspektive – sich in andere hineinversetzen können

Neben Kraken, Elefanten, Hunden, Katzen, Menschenaffen, Delfinen, Ratten und anderen Säugetieren konnten in Experimenten auch bei Vogelarten wie Tauben und Papageien, aber auch bei Fröschen, Schildkröten und Fischen Intelligenz nachgewiesen werden.

Wär hätte gedacht, dass Hummeln einmal als die „Superstars der Kognitionsforschung“ gelten würden, die Werkzeuge benutzen, um an Leckerli heranzukommen und ein Spielverhalten an den Tag legen. Auch Bienen haben erstaunliche Fähigkeiten, sie können zumindest bis vier zählen und merken sich zB Menschengesichter. Darüber hinaus konnten Forscher unterschiedliche Persönlichkeitsmerkmale bei Bestäuberinsekten wie Bienen feststellen.

 

Der Spiegel und die Eigenwahrnehmung

 

Sich selbst in einem Spiegel zu erkennen ist ein sehr anspruchsvoller Test, den  einige Tierarten bestanden haben. Dazu gehören Affen, Elefanten, einige Vogelarten wie Raben, Krähen und Keas und auch Delfine –  die sich übrigens bereits mit sieben Monaten im Spiegel selbst erkennen können, während menschliche Kleinkinder es meist erst mit rund einem Jahr schaffen. Dies wird mit dem Fleckentest überprüft. Dabei wird der Körper unbemerkt markiert, und zwar so, dass es nur in einem Spiegel für das Tier zu erkennen ist – wie zum Beispiel auf der Stirn –  und versuchen die Markierungen zu entfernen. Spannenderweise haben Katzen, Hunde und Kraken den Test nicht bestanden, aber Putzerfische schon.

 

Unser Umgang mit Tieren

„Tiere sind ethisch relevant, weil sie leiden können.“ schreibt ethik-heute.

„Wenn wir ethisch handeln wollen, geht es nicht allein darum, Schmerz zu vermeiden. Es geht auch um Leid, das mit verunmöglichten Interessen verbunden ist, mit verhinderten Entscheidungen und Vorstellungen. Das ist etwas, das wir Menschen über Jahrhunderte einzig und allein uns selbst zugeschrieben haben. Aber diese Kluft zwischen uns und dem Tierreich wird zunehmend kleiner.“ meint dazu Huber.

 

„Es gibt Studien, die zeigen, dass wir Tiere, die wir als essbar einstufen, für wenig leidensfähig oder intelligent halten. Wir reden uns also die Tiere, die wir essen wollen, dumm. Das ist aber eigentlich von der Forschung her überhaupt nicht gedeckt.“ so die Philosophin und Bioethikerin Judith Benz-Schwarzburg im Interview mit dem Standard. Noch nie wurden so viele Tiere weltweit gegessen, vegetierten aufgrund der industriellen Massentierhaltung unter solch elenden Bedingungen vor sich hin wie heute.

Dazu kommen massive Umweltschäden durch die Massentierhaltung, wie Gülleeintrag, Ressourcenverschwendung von Energie und Wasser, Treibhausgasemissionen, Waldrodungen für Anbauflächen des Tierfutters und Weideflächen und vielem mehr.

 

pro.earth.Fazit: Der Glaube, dass wir Menschen das Maß aller Dinge sind und alle anderen Kreaturen auf diesem Planeten kontrollieren müssen, ist zu überdenken. Wenn man darüber nachdenkt, wie wir mit den Tieren auf diesem Planeten umgehen, kommt einem das große Grausen. Wir haben bereits mehrmals über das große Artensterben geschrieben und auch unser Umgang mit Haus- und Nutztieren sowie die Instution Zoo sei an dieser Stelle erwähnt. Es wird einem ganz schwindelig, wenn man die Zahlen liest, wieviele Millionen Tiere für unseren Fleischkonsum jedes Jahr auf elende Weise sterben. Wir hoffen sehr, dass wir  – auch durch diese Forschungsergebnisse – wieder zu einem besseren Verhältnis und respektvolleren Umgang mit unseren tierischen planetaren Mitbewohnern finden.

 

https://news.pro.earth/2023/01/26/das-artensterben-nimmt-apokalyptische-ausmasse-an/